Europa mit offenen Grenzen
Kannst du dir vorstellen, dass dich bei einer Fahrt von Deutschland ins Ausland Personen an der Grenze anhalten? Sie wollen deinen Pass sehen und manchmal auch das, was du in den Koffer gepackt hast. Viele Jahre war das ganz normal so für Reisende. Da gab es Grenzhäuschen und Zöllner. Heutzutage gibt es normalerweise keine Grenzkontrollen. Und du kannst auch in ganz vielen Ländern mit dem Euro zahlen.
Ein historisches Abkommen in einer kleinen Stadt
Dass heute alles so gut läuft, liegt am so genannten Schengener Abkommen. 1985 haben fünf europäische Staaten entschieden, die Kontrollen an ihren gemeinsamen Grenzen abzuschaffen. Die Reisefreiheit und der Handel zwischen ihren Bürgerinnen und Bürgern sollte erleichtert werden. Dafür unterschrieben die Staaten in Schengen, einer kleinen Stadt in Luxemburg, ein Abkommen. Den eigentlichen Startschuss für die neue Freiheit in Europa gaben die inzwischen sieben Mitgliedsländer dann am 26. März 1995, also heute vor 29 Jahren. Das waren Deutschland, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, Portugal und Spanien. Seitdem sind viele weitere Länder dem Schengener Abkommen beigetreten. Heute hat der so genannte Schengen-Raum 27 Mitgliedsländer, darunter auch Staaten, die nicht zur Europäischen Union gehören, wie Island oder die Schweiz.
Verbesserung der Sicherheit in Europa
Aber nicht nur das Reisen durch Europa ist seit dem Abkommen leichter geworden. Vereinbart wurde in dem Abkommen auch, dass die Staaten der EU eine gemeinsame Asyl- und Sicherheitspolitik machen wollen. Ebenfalls gemeinsam geht man seitdem auf Verbrecherjagd, denn bei der internationalen Fahndung nach Straftätern sind die Länder auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen. Hierzu gibt es ein spezielles Schengener Informationssystem, in dem alle Daten, die für die Verbrecherjagd wichtig sind, gespeichert werden.
Neue Grenzkontrollen
Das Schengener Abkommen hat vieles einfacher gemacht: das Reisen für uns alle und den Handel in Europa. Lästige Bürokratie wurde in vielen Bereichen überflüssig und unser Leben wurde sicherer. Trotz dieser Vorteile hat es in den vergangenen Jahren immer wieder Rückschläge gegeben. Als 2015 viele Flüchtlinge und Migranten über die EU-Außengrenzen nach Europa kamen, haben einige Staaten des Schengen-Raums wieder Grenzkontrollen eingeführt. Das war und ist in der EU bis heute sehr umstritten und hat viele scharfe Diskussionen zwischen den Mitgliedsstaaten zur Folge gehabt.