Marion Gräfin Dönhoff wurde heute vor 115 Jahren am 2. Dezember 1909 geboren. Sie war eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Als Autorin und Herausgeberin der Wochenzeitung DIE ZEIT erklärte und beurteilte sie die politischen Entwicklungen in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Geboren in Ostpreußen
Geboren und aufgewachsen ist Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff auf Schloss Friedrichstein in Ostpreußen, das damals zum Deutschen Reich gehörte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ostpreußen zwischen der Sowjetunion, Litauen und Polen aufgeteilt. Marion war die jüngste von sieben Geschwistern. Nach dem Abitur studierte sie Volkswirtschaft, schrieb eine Doktorarbeit und übernahm im Zweiten Weltkrieg die Verwaltung des Familienbesitzes.
Im Nationalsozialismus
Den Nationalsozialismus lehnte Dönhoff von Anfang an ab. Trotz der damit verbundenen Gefahr unterstützte sie den Widerstand gegen Hitler, unter anderem die Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Nachdem deren Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte, entging Dönhoff nur knapp einer Verhaftung. Am Ende des Zweiten Weltkriegs musste sie, als die sowjetischen Truppen anrückten, ihre Güter in Ostpreußen verlassen. Sie floh in den Westen.
Kritische Journalistin
Dönhoff machte sich in der Bundesrepublik schnell als kritische Journalistin einen Namen. Bei der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT begann sie als freie Mitarbeiterin, wurde schnell Ressortleiterin für Politik, dann Chefredakteurin und schließlich Herausgeberin der Zeitung. Damals war das sehr ungewöhnlich, denn solche wichtigen Positionen wurden fast ausschließlich von Männern bekleidet. In ihren Artikeln engagierte sich Dönhoff für die junge deutsche Demokratie und setzte sich mit großem Engagement für die Aussöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern ein. Ein besonderes Anliegen war ihr immer die deutsche Wiedervereinigung, die sie nur durch ein aktives Zugehen auf die Länder Osteuropas für erreichbar hielt.
Ostpolitik
Dönhoff befürwortete Anfang der 1970er Jahre die Ostpolitik der Regierung des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt. Deren Ziel war es, eine Annäherung an die kommunistisch regierten Länder im Osten Europas zu erreichen und in einigen Bereichen mit ihnen zusammenzuarbeiten. Das war damals in der Bundesrepublik sehr umstritten. Dönhoffs Unterstützung dieser Politik sorgte deshalb für viel Aufsehen und Aufregung.
Ehrungen
Für ihre Verdienste um die Demokratie und die Versöhnung zwischen den Völkern erhielt Marion Gräfin Dönhoff viele Auszeichnungen. Die Freie und Hansestadt Hamburg, in der sie ihr publizistisches und politisches Wirken entfaltet hatte, ernannte sie zur Ehrenbürgerin.