von Oliver Boyn, Zeichnungen von Stefan Eling, Lösungsblatt von Christiane Toyka-Seid
Hier erhalten Sie einen Stationenplan mit Informationen zu einer Stadt-Tour durch Berlin, beispielsweise für Klassenfahrten.
Für die Tour gibt es außerdem:
- einen Tourenplan, in dem der Weg zu den einzelnen Stationen eingezeichnet ist (pdf)
- einen übersichtlichen Stadtplan, in dem die Tour genau eingezeichnet ist (pdf)
- ein Lösungsblatt mit den gesammelten Lösungen der Aufgaben (pdf)
Die im Stationenplan rot unterlegten Begriffe sind in unserem Lexikon näher erläutert. Dort finden sich auch unter dem Stichwort „Berlin“ interessante Informationen zur Hauptstadt.
Mehrere hunderttausend Reisende und Besucher treffen täglich im Berliner Hauptbahnhof zusammen. Insgesamt halten hier jeden Tag 1.200 S- und U-Bahnen, Regional- und Fernzüge. Der Hauptbahnhof ist der größte Turmbahnhof Europas. Er besteht aus mehreren Ebenen, die bis tief hinunter in die Erde reichen. 54 Rolltreppen, sechs Panorama-Aufzüge, zehn Personenaufzüge und sieben Lastenaufzüge verbinden diese unterschiedlichen Ebenen miteinander. Dieser moderne Hauptbahnhof besteht aus einer Menge Glas und Stahl. Er wurde zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland eröffnet.
Wenn ihr auf den obersten Gleisen in den Hauptbahnhof einfahrt, könnt ihr schon einen Blick auf das Berliner Regierungsviertel mit dem Bundeskanzleramt und dem Reichstagsgebäude werfen.
An der Stelle des heutigen Hauptbahnhofs stand früher einmal der 1882 errichtete Lehrter Stadtbahnhof. Er wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Bis zum Fall der Mauer war er in Richtung Osten der letzte Bahnhof in West-Berlin. Die nächste Haltestelle, die Friedrichstraße, lag bereits in Ost-Berlin.
Aufgabe
Bevor dieser neue Berliner Hauptbahnhof fertig gebaut war, gab es im West- und Ostteil Berlins jeweils einen „Hauptbahnhof". Wie hießen die beiden Bahnhöfe? Tipp: Diese beiden Bahnhöfe gibt es noch heute.
Otto-von-Bismarck-Allee 4a
Kurz bevor ihr das Bundeskanzleramt erreicht, seht ihr auf der linken Seite ein Gebäude mit einer roten Fahne und einem weißen Kreuz auf dem Dach. Bei diesem Bauwerk, das aus einem alten und neuen Teil besteht, handelt es sich um die Botschaft der Schweiz. Das Haus hat den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden überstanden. Kurz vor dem Ende des Krieges hatte die sowjetische Armee das Haus besetzt.
Von hier aus leitete sie während der „Schlacht um Berlin“ den letzten Sturmangriff auf das Reichstagsgebäude, das von den deutschen Soldaten verteidigt wurde. Die damaligen letzten Mitarbeiter der Botschaft wurden von den sowjetischen Soldaten zwei Wochen lang im Keller der Botschaft eingesperrt und danach nach Moskau verschleppt. Erst Monate später kehrten sie über die Türkei in die Schweiz zurück.
Etwas Kurioses: Die Schweiz besitzt - neben dem Vatikan - als einziges Land der Welt eine Flagge mit einer quadratischen Form.
Informationen: Schweizerische Botschaft in Deutschland
Willy-Brandt-Straße 1
Das große Gebäude direkt neben der Schweizerischen Botschaft ist das Bundeskanzleramt. Von hier aus regiert der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin das Land. Die Berliner haben für das Bundeskanzleramt einen Spitznamen. Wegen der weißen Fassade und der großen runden Fenster nennen sie es auch „Waschmaschine“. Das Bundeskanzleramt ist viermal so groß wie das „Weiße Haus“ in Washington, das Regierungsgebäude der US-Präsidenten. Im siebten Stock liegt das Büro des Bundeskanzlers. Von dort aus hat er einen guten Blick auf das gegenüberliegende Reichstagsgebäude. Im Bundeskanzleramt steht dem Bundeskanzler auch eine Dienstwohnung mit zwei Zimmern, Küche, Bad und einer kleinen Terrasse zur Verfügung. Im Garten des Kanzleramtes befindet sich ein Landeplatz für einen Hubschrauber, den der Bundeskanzler nutzt, wenn er ganz dringend zu einem wichtigen Termin fliegen muss. Der moderne Bau des Bundeskanzleramtes gehört zu dem architektonischen Gesamtwerk „Band des Bundes“.
Aufgabe
Welcher Bundeskanzler hatte den Auftrag für den Bau des modernen Kanzleramtes erteilt? Dieser Auftraggeber ist übrigens selbst nicht mehr in dieses Gebäude eingezogen.
Welcher Bundeskanzler war es, der als erster Hausherr in der „Waschmaschine“ seinen Amtsgeschäften nachging?
www.bundeskanzler.de
www.bundesregierung.de
Platz der Republik 1
Schon aus der Ferne kann man die große Kuppel mitten auf dem Dach des Reichstagsgebäudes, dem Sitz des Deutschen Bundestages, deutlich erkennen. Sie besteht aus Glas und Stahl und wiegt ganze 800 Tonnen. Über zwei spiralförmige Rampen kann man bis fast an die Kuppeldecke hinauf laufen. Von dort oben kann man die Aussicht über Berlin genießen, aber auch direkt hinunter in den Plenarsaal auf die Köpfe der Bundestagsabgeordneten sehen. Das Parlamentsgebäude selber ist 140 Meter lang und fast 100 Meter breit und wurde in den Jahren 1884 bis 1894 erbaut. Das Parlament des Deutschen Reiches hieß zu dieser Zeit „Reichstag“. Deswegen wird das Gebäude, in dem der Deutsche Bundestag heute seinen Sitz hat, oft einfach „Reichstag“ genannt.
Kurz nachdem Hitler im Jahr 1933 Reichskanzler geworden war, wurde das Bauwerk durch Brandstiftung zerstört. Wer die Brandstifter waren, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Die Nationalsozialisten nahmen den „Reichstagsbrand“ zum Anlass, die Grundrechte der Weimarer Verfassung abzuschaffen und politische Gegner/innen und Andersdenkende zu verfolgen und zu verhaften.
Könnt ihr euch etwas unter den Begriff „Reichstagskinder“ vorstellen?
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde wegen der Bombenangriffe auf Berlin in den Kellerräumen des Reichstagsgebäudes eine Geburtenstation eingerichtet. Etliche Kinder kamen in diesen Schutzräumen zur Welt. In den Geburtsurkunden dieser Kinder wurde eingetragen: „Geboren im Reichstagsgebäude."
Aufgabe
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wehte wie auf der Schweizerischen Botschaft auch auf dem Reichstagsgebäude eine rote Fahne. Findet heraus, wer die Fahne dort oben angebracht hatte und was sie symbolisieren sollte.
Infotafel zur Geschichte des Reichstagsgebäudes: An der Ecke Scheidemannstraße/ Friedrich-Ebert-Platz
Hier gibt es Informationen zum Besuch des Reichstagsgebäudes.
Der Eintritt ist kostenlos.
Weitere Informationen zum Bundestag:
www.kuppelkucker.de
www.mitmischen.de
www.bundestag.de
Reichstagsufer
Hinter dem Ost-Eingang des Reichstagsgebäudes, am Friedrich-Ebert-Platz, verlief die Berliner Mauer. Wenn ihr auf den Boden schaut und ein wenig sucht, könnt ihr den ehemaligen Mauerverlauf entdecken. Wie an vielen weiteren Stellen in der Stadt ist der ehemalige Mauerverlauf auch hier im Boden mit einer doppelten Pflastersteinreihe und gusseisernen Tafeln mit der Aufschrift „Berliner Mauer 1961-1989“ markiert. Achtet bei euren weiteren Stadterkundungen einmal genauer darauf.
Einige Meter weiter befindet sich direkt am Spreeufer eine Reihe von weißen Kreuzen.
Aufgabe
Woran oder an wen sollen die weißen Kreuze erinnern?
Wenn ihr direkt vor den weißen Kreuzen steht und über das Wasser schaut, erkennt ihr ein großes Gebäude. Bei diesem Bauwerk handelt es sich um das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Dies ist ein weiterer Parlamentsbau und gehört wie das Kanzleramt zum „Band des Bundes“. Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus beherbergt die Bibliothek des Deutschen Bundestages. Sie ist eine der größten Parlamentsbibliotheken der Welt. Über 1,3 Millionen Bücher stehen dort für die Abgeordneten und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Regalen.
Infotafel zur Geschichte der Berliner Mauer in diesem Bereich: Wenige Schritte von den Gedenkkreuzen entfernt.
Das Brandenburger Tor ist weltberühmt.Es ist nicht nur ein Wahrzeichen für Berlin, sondern für ganz Deutschland. Früher hatte Berlin einmal 14 Stadttore. Von denen ist aber heute nur noch das Brandenburger Tor übrig geblieben. Nach dem Bau der Berliner Mauer lag das Brandenburger Tor bis zum Mauerfall fast dreißig Jahre mitten im „Grenzstreifen“ und gehörte zum Ostteil der Stadt. Nach der Maueröffnung am 9. November 1989 strömten Tausende Bürgerinnen und Bürger aus Ost- und West-Berlin hierher, um gemeinsam zu feiern. Viele dieser Menschen kletterten sogar auf die Mauer hinauf, um dort oben vor Freude zu tanzen und zu jubeln. Wenn ihr zum Tor hinaufschaut, könnt ihr einen großen Reiterwagen sehen, der von vier Pferden gezogen wird.
Das ist die berühmte „Quadriga“. Die Fahrerin des Wagens, welche die Zügel fest in ihren Händen hält, ist die Siegesgöttin Victoria. Vom Brandenburger Tor aus in östlicher Richtung, inmitten der Straße des 17. Juni, zeigt sich zwischen den Bäumen des Tiergartens die ebenfalls sehr berühmte Siegessäule. Sie wird von vielen Berlinern einfach nur „Goldelse“ genannt. Auf der Straße des 17. Juni bis hin zur Siegessäule befindet sich bei sportlichen Großereignissen Deutschlands größte und bekannteste Fanmeile. Auf mehreren Großleinwänden verfolgen dann Tausende von Menschen die Sportwettbewerbe.
Aufgabe
Vor vielen Jahren wurde die „Quadriga“ zusammen mit der Siegesgöttin Victoria gestohlen. Findet heraus, wann dieser Diebstahl stattgefunden hat und wer die Diebe waren.
Infotafel zur Geschichte des Brandenburger Tores: Direkt vor dem Brandenburger Tor
Wenn ihr durch das Brandenburger Tor hindurchgeht, kommt ihr auf dem Pariser Platz. Die Berlinerinnen und Berliner nennen ihn auch die „Gute Stube“ Berlins. Hier herrscht von morgens bis abends ein buntes Treiben. Straßenmusiker/innen, Gaukler/innen und Pantomimekünstler/innen führen hier den unzähligen Touristen aus aller Welt ihre Künste vor.
Wisst ihr eigentlich, dass um das Jahr 1700 fast jeder dritte Einwohner von Berlin ein Franzose war? Die Berliner nennen die Frikadelle ja bekanntlich Bulette. Diese Bezeichnung stammt vom französischen Wort „Boulette“ (Fleischklößchen) ab.
Ihr kommt ebenfalls an dem berühmten Luxushotel Adlon vorbei. Hier steigen ganz viele wichtige Staatsgäste, berühmte Schauspieler/innen und Musiker/innen ab. Hier im Hotel Adlon wurden auch einige Szenen des Kinofilms „Emil und die Detektive“ gedreht.
Aufgabe
Direkt am Pariser Platz haben zwei ausländische Staaten ihre Botschaftsgebäude errichtet. Welche beiden Länder sind hier vertreten?
Infotafel zur Geschichte des Pariser Platzes: Auf dem Pariser Platz kurz vor dem Hotel Adlon.
Wenn ihr nach dem Hotel Adlon rechts in die Wilhelmstraße abbiegt, werdet ihr feststellen, dass dort die Straße für den allgemeinen Autoverkehr gesperrt ist. Es liegt daran, dass sich hier die Britische Botschaft befindet. Wegen der internationalen Terrorismusgefahr unterliegt die Botschaft einer speziellen Sicherheitsüberwachung. Fußgänger/innen und Radfahrer/innen dürfen aber die Straße benutzen. Mit ein bisschen Glück könnt ihr beobachten, wenn das Auto des Botschafters hereinfährt. Dann senken sich die schweren Poller in den Boden und der Botschafter kann zum Eingang des Gebäudes fahren. Wenn aber z.B. ein Lieferwagen etwas anliefern möchte, wird er von den Polizisten erst gründlich auf Sprengstoff und Waffen untersucht. Haben die Polizisten nichts Verdächtiges gefunden, darf der Fahrer weiterfahren und seine Ware bei der Botschaft abgeben. Als das Botschaftsgebäude im Jahre 2000 eröffnet wurde, kam die damalige britische Königin Elisabeth II. aus London angereist, um mitfeiern zu können.
Aufgabe
Dort, wo heute der moderne Bau der britischen Botschaft steht, befand sich früher einmal ein altes prunkvolles und herrschaftliches Haus, ein sogenanntes „Palais“. Wer war der Erbauer des damaligen „Palais“ und wer nutzte dieses Gebäude bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg?
Hier findet ihr Infos über die Britische Botschaft in Deutschland.
Infotafel zur Geschichte der Wilhelmstraße in diesem Abschnitt: Auf der Straßenseite gegenüber der Britischen Botschaft
Ebertstraße, 10177 Berlin
Wenn ihr nach der Britischen Botschaft rechts abbiegt, seht ihr bereits ein riesiges Feld aus grauen Betonstelen. Bei diesem Stelenfeld handelt es sich um das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Es wird auch „Holocaust-Mahnmal“ genannt. Jährlich kommen etwa drei Millionen Besucher/innen zu diesem Mahnmal, dessen Bau vom Deutschen Bundestag im Jahre 1999 beschlossen und das im Jahr 2005 feierlich eingeweiht wurde. Wie ihr erkennen könnt, sind die grauen Betonstelen unterschiedlich groß. Einige sind sogar größer als vier Meter. Auf den Betrachter wirken sie deshalb wie Wellen. Zwischen den Betonstelen gibt es viele Gänge. Man darf zwischen ihnen umherlaufen.Aber auf ihnen herumklettern ist nicht erlaubt.
Vor vielen Jahren, als die Bauarbeiten für dieses Mahnmal begannen, stießen die Bauarbeiter auf eine Bunkeranlage. Es handelte sich um den Bunker der Dienstvilla von Joseph Goebbels, dem nationalsozialistischen „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“. Die unterirdischen Räume befinden sich noch heute, gut verschlossen, unter der nord-östlichen Ecke des Stelenfeldes.
Aufgabe
Wie viele graue Betonstelen sind hier aufgestellt worden? Und wie heißt der Architekt dieses Denkmals?
Infotafel zur Geschichte des „Holocaust-Mahnmals“: An der Ecke Ebertstraße/ Behrenstraße
Das Stelenfeld kann rund um die Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.
www.holocaust-denkmal-berlin.de
Tipp: Besuch des „Ortes der Information“
Das Denkmal wird von einem unterirdischen „Ort der Information“ ergänzt. Dieses Dokumentationszentrum zeigt eine Ausstellung über die zu ehrenden Opfer. Zahlreiche biografische Angaben weisen auf die persönlichen Schicksale der Opfer hin.
Der Eintritt ist kostenlos.
www.stiftung-denkmal.de
So wie die ausländischen Staaten sind auch die 16 deutschen Bundesländer mit ihren „Botschaften“ in der Hauptstadt Berlin vertreten. Sieben von ihnen haben ihre Landesvertretungen entlang der Straße „In den Ministergärten“ gebaut. Der Straßenname hat aber nichts mit den heutigen Ministern oder mit den schönen Gärten der einzelnen Landsvertretungen zu tun. In dem Gebiet, das bis zum heutigen „Holocaust-Mahnmal“ reichte, befanden sich ab dem späten 19. Jahrhundert für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Garten- und Parkanlagen der Ministerien des Deutschen Reiches und des preußischen Staates. Die Gebäude selbst lagen in der nahen Wilhelmstraße. In den grün bepflanzten Ministergärten trafen sich die Minister und Staatssekretäre, um in aller Ruhe an der frischen Luft wichtige Gespräche führen zu können. Außer hier in Berlin besitzen alle Bundesländer übrigens auch Landesvertretungen in Brüssel (Belgien), dem Sitz der Europäischen Kommission.
Aufgabe
Sieben Bundesländer haben in den Ministergärten ihre Vertretung. Findet heraus, welche Bundesländer das sind. Ist das Bundesland, aus dem ihre kommt, auch dabei? Nicht jedes der sieben Bundesländer hat hier ein eigenes Haus. Einige Länder teilen sich ein Gebäude. Findet heraus, welche Bundesländer eine „Wohngemeinschaft“ bilden.
Jedes Jahr wird am Potsdamer Platz für die Filmstars der rote Teppich ausgerollt und die neuesten Kinofilme werden dem Publikum präsentiert. Immer im Februar trifft sich hier die Glitzerwelt des Films zur Berlinale. Während der Filmfestspiele findet auch das Kinder- und Jugendfilmfest statt. Eine Jury aus Kindern und Jugendlichen vergibt die „Gläsernen Bären“ für die besten Filme.
Heute ragen am Potsdamer Platz viele Hochhäuser in den Himmel. Restaurants und Kinos locken Tag und Nacht viele Touristen an. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war am Potsdamer Platz immer etwas los. Der Platz war einer der verkehrsreichsten Orte von ganz Berlin. Hier trafen sich in den Hotels und Cafés viele Künstlerinnen, Künstler und Politiker. Im Krieg wurden der Platz und die vielen Häuser zerstört.
Nach dem Bau der Berliner Mauer lag das nun leere und ungenutzte Gebiet einsam und verlassen im Grenzgebiet zwischen Ost- und West-Berlin. Heute sind auf dem Potsdamer Platz von der ehemaligen Berliner Mauer nur noch einige Ausstellungsstücke zu sehen.
1924 wurde auf dem Potsdamer Platz die erste Verkehrsampel Deutschlands aufgestellt. Ein Verkehrspolizist, der vom Turm den Platz gut überblicken konnte, schaltete mit der Hand die Signale. Anders als heute waren die Leuchten für Rot, Gelb und Grün nicht übereinander, sondern nebeneinander angeordnet. An der Ecke zur Stresemannstraße könnt ihr eine Nachbildung dieser Ampelanlage entdecken.
Erna-Berger-Straße, 10117 Berlin
Als Berlin noch in Ost und West geteilt war, standen entlang des 155 Kilometer langen Grenzstreifens um West-Berlin 302 Grenz- und Beobachtungstürme. Auf diesen Türmen passten DDR-Grenzsoldaten darauf auf, dass niemand aus der DDR in den Westteil der Stadt fliehen konnte. Einer dieser ehemaligen Wachtürme ist bis heute erhalten geblieben. Ihr könnt ihn hier ganz in der Nähe des Potsdamer Platzes sehen. Wenn ihr von der Stresemannstraße nach wenigen Gehminuten in die Erna-Berger-Straße abbiegt, werdet ihr ihn erkennen. Der ehemalige Wachturm steht heute unter Denkmalschutz. Er befand sich früher außerhalb des Kontrollstreifens und diente der Vorfeldsicherung der Grenze. Als die Grenzsicherung nach dem Fall der Berliner Mauer abgerissen wurde, entstanden auf diesem Gelände neue Gebäude. Da aber der alte Grenzturm den Neubauten im Wege stand, wurde er einfach um rund zehn Meter nach Osten verrückt.
Aufgabe
An der Ecke Stresemannstraße/ Erna-Berger-Straße hat ein Bundesministerium seinen Sitz in Berlin. Welches Ministerium ist das?
Nicht weit entfernt von den Landesvertretungen in den Ministergärten befindet sich der Bundesrat. Er hat seinen Sitz im ehemaligen Preußischen Herrenhaus. Hier tagten vor dem Ersten Weltkrieg die Vertreter des Adels. Nach dem Krieg war dies der Sitz des Preußischen Staatsrats (das war die Zweite Kammer des Preußischen Parlaments). Konrad Adenauer war, bevor er 1949 der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland wurde, von 1921 bis 1933 Präsident des Staatsrats und hatte hier seine Dienstwohnung.
Im Vergleich zum Bundestag ist die Atmosphäre bei den Sitzungen im Bundesrat in der Regel nicht so lebhaft. Während im Bundestag die Abgeordneten bei den Debatten oft Beifall klatschen, laute Zwischenrufe machen, lachen oder sogar manchmal schreien, geht es in der „Länderkammer“ dagegen ruhiger und sachlicher zu. Der Bundesratspräsident oder die Bundesratspräsidentin muss deswegen auch keine „Ordnungsrufe“, also Verwarnungen, gegenüber den Abgeordneten verteilen, so wie es Bundestagspräsident/innen immer wieder machen müssen.
Wenn ihr euch das Dach des Bundesratsgebäudes genauer anschaut, könnt ihr riesige Kunstobjekte aus Bronze sehen. Die beiden größten Skulpturen, die rechts und links über dem Schriftzug „Bundesrat“ in den Himmel ragen, wiegen jeweils 2,5 Tonnen.
Aufgabe
Wie heißen die deutschen Bundesländer und ihre Hauptstädte?
www.bundesrat.de
Wilhelmstraße 97 /Ecke Leipziger Straße
Das Haus, in dem der Bundesfinanzminister und seine Mitarbeiter/innen die Finanz- und Steuerpolitik Deutschlands machen, ist eines der größten Bürogebäude Europas. Der Gebäudekomplex wurde bereits in den 1930er Jahren von den Nationalsozialisten erbaut und diente ihnen als Reichsluftfahrtministerium. Im Festsaal des Hauses fand nach dem Zweiten Weltkrieg die Gründung der DDR statt. Danach hatten hier viele DDR-Ministerien ihren Sitz. Deshalb nannte man es auch das „Haus der Ministerien“.
Wenn ihr die Wilhelmstraße weiter bis zur Niederkirchnerstraße geht, könnt ihr noch echte Überreste der Berliner Mauer entdecken. Im Jahre 1965 ereignete sich hier aus dem „Haus der Ministerien“ eine atemberaubende Seilbahnflucht von Ost-Berlin nach West-Berlin. Der Südflügel des Gebäudes reichte bis direkt an die Grenze. Ein Mann versteckte sich damals zusammen mit seiner Frau und seinem Kind im ersten Stockwerk auf einer Toilette. Nach Dienstschluss und Einbruch der Dunkelheit warf der Mann einen Hammer, an welchem ein Seil befestigt war, auf die West-Berliner Seite. Die dort wartenden Verwandten knoteten ihrerseits ein Drahtseil an das Seil. Der Mann zog das schwere Seil zu sich nach oben. Mit Rolle und Tragegurt flüchtete die Familie auf das West-Berliner Gebiet und somit in die Freiheit.
Aufgabe
Vor dem Finanzministerium an der Ecke Leipziger Straße und Wilhelmstraße befindet sich ein großes Denkmal, das in die Erde eingelassen ist. Woran erinnert dieses Denkmal?
Infotafeln zur Geschichte des Hauses: An der Leipziger Straße neben dem Denkmal.
Niederkirchnerstraße 8
An der Niederkirchnerstraße befindet sich hinter den Resten der Berliner Mauer – über die damals die Familie aus dem Haus der Ministerien in den Westen flüchtete (Station 14) – der Erinnerungsort „Topographie des Terrors“. Zur Zeit der NS-Diktatur hieß die Niederkirchnerstraße noch Prinz-Albrecht-Straße. Allein die Erwähnung des Straßennamens Prinz-Albrecht-Straße versetzte viele Menschen in Angst und Schrecken. An diesem Ort befanden sich die Machtzentralen des nationalsozialistischen Terrors: die Hauptquartiere der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), der SS-Führung und des Reichssicherheitshauptamts. In den Kellern des Gestapogebäudes wurden Gegner/innen der Nationalsozialisten gefangen gehalten und gefoltert.
Viele der Gefangenen wurden von hier aus in die Konzentrationslager gebracht. Seit Mai 2010 steht auf dem Gelände ein Dokumentationszentrum. In den Ausstellungsräumen könnt ihr euch über das Terrorsystem der Nationalsozialisten informieren. Außerdem gibt es auf dem Gelände entlang von freigelegten Kellermauerresten einen Ausstellungsgraben, in den ihr hinabsteigen könnt. Ebenso ist auf dem Gelände ein Rundgang aufgebaut. An 15 Stationen wird über die Geschichte dieses Ortes vor und nach dem Zweiten Weltkrieg informiert.
www.topographie.de
Das Dokumentationszentrum bietet kostenlose Führungen an.
Friedrichstr. 43-45
Der Checkpoint Charlie war einer der bekanntesten Grenzübergänge in Berlin. Er verband zwischen 1945 und 1990 den amerikanischen Sektor (West-Berlin) und den sowjetischen Sektor (Ost-Berlin). Mitten auf der Friedrichstraße könnt ihr einen originalgetreuen Nachbau der ersten amerikanischen Kontrollbaracke sehen. Berühmt wurde die Grenzstelle im Oktober 1961. Die Führung der DDR hatte mit sowjetischer Unterstützung versucht, die Rechte der westlichen Alliierten in Ost-Berlin einzuschränken. Daraufhin spitzte sich die Lage gefährlich zu. Hier am Checkpoint Charlie fuhren sowjetische und amerikanische Panzer auf und standen sich nur wenige Meter voneinander entfernt mit scharfer Munition gegenüber. Viele Menschen dachten, dass nun der dritte Weltkrieg ausbrechen würde.
Im Jahr 1982 spielte sich an dieser Stelle eine traurige Geschichte ab, die zum Glück ein Happy End hatte. Vielleicht habt ihr den Film „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ gesehen. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch wurde eine DDR-Bürgerin von den ostdeutschen Behörden festgenommnen und ins Gefängnis gesperrt. Ihre beiden elf und dreizehn Jahre alten Töchter kamen ins Kinderheim. Als die Mutter nach zwei Jahren schließlich vom Westen freigekauft wurde, versuchte sie alles, um ihre Kinder wiederzubekommen. Selbst bei Regen und Kälte stand sie protestierend am Checkpoint Charlie und trug ein Plakat mit der Aufschrift: „Gebt mir meine Kinder zurück!“ Vier lange Jahre hat es gedauert, ehe die Töchter zu ihrer Mutter nach West-Berlin ausreisen durften.
Aufgabe
Wie erklärt sich der Name „Checkpoint Charlie“?
Krausenstraße 4
Die Räumlichkeiten der Bundeszentrale für politische Bildung befinden sich nur wenige Schritte vom berühmten ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie entfernt, also mitten im Trubel der vielen Berlin-Besucher/innen aus aller Welt. Hier im Medien- und Kommunikationszentrum habt ihr die Möglichkeit, am Ende eurer Tour in den zahlreichen Publikationen zum Thema Geschichte, Politik und Gesellschaft herumzustöbern.
So könnt ihr unter anderem „fluter“, das Jugendmagazin der bpb, erwerben und auch Materialien aus dem HanisauLand mitnehmen.
Station 18: Ausstellung im Stasi Unterlagen-Archiv
Frankfurter Allee 204
Das Stasi Unterlagen-Archiv bewahrt die Unterlagen, die die Staatssicherheit der DDR angelegt hat. Die Akten zeigen die Herrschaftsmethoden der kommunistischen Staatspartei SED und ihrer Geheimpolizei. Die Dauerausstellung "Einblick ins Geheime" zeigt eine Fülle an Dokumenten und Fotos und ermöglicht so Einblicke in die Tätigkeit der Geheimpolizei der SED.
Informationen: Einblick ins Geheime. Der Eintritt ist kostenfrei. Führungen für Schulklassen sind möglich.
Station 19: Deutsches Technikmuseum Berlin
Trebbiner Straße 9
Ein Ausstellungsstück – ein Flugzeug – ist schon von weitem auf dem Dach des Deutschen Technikmuseums zu entdecken. Es handelt sich dabei um einen echten „Rosinenbomber“ aus der Zeit der Luftbrücke (Berlin-Blockade 1948/ 49). Im Technikmuseum sind Schiffe, Lokomotiven, Schleusen, Kutschen, Oldtimer, eine Schmiede, eine alte Bierbrauerei und sogar Windmühlen zu besichtigen. Außerdem gibt es hier alles Wichtige zum Thema Fototechnik, Luft- und Raumfahrt und zu Rundfunk und Fernsehen.
technikmuseum.berlin
Wir wünschen viel Spaß und viele interessante Entdeckungen!
Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen mit der Tour mitteilen.