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Lexikon

Misstrauensvotum

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Am 1. Oktober 1982 wurde Helmut Kohl, CDU, nach einem konstruktiven Misstrauensvotum gegen den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) zum sechsten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Hier sieht man rechts Helmut Schmidt, der seinem Nachfolger Helmut Kohl (Mitte) gratuliert.

Am 1. Oktober 1982 wurde Helmut Kohl (CDU) nach einem konstruktiven Misstrauensvotum gegen den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) zum Bundeskanzler gewählt. Hier sieht man rechts Helmut Schmidt, der seinem Nachfolger Helmut Kohl (Mitte) gratuliert.

Misstrauensvotum allgemein

Bei einem Misstrauensvotum stimmen die Abgeordneten eines Parlaments darüber ab, ob sie noch hinter der Regierung oder einzelnen Regierungsmitgliedern stehen. Wenn ein Parlament mehrheitlich der Meinung ist, dass die Regierung, ihr Chef oder einzelne Ministerinnen oder Minister ihre Arbeit nicht mehr gut oder nicht richtig machen, kann es der Regierung oder den Ministern sein Misstrauen aussprechen. Die ganze Regierung oder einzelne Regierungsmitglieder müssen in einem solchen Fall zurücktreten. Ein solches Misstrauensvotum gibt es in Staaten mit demokratisch gewähltem Parlament.

In Deutschland: Konstruktives Misstrauensvotum

In Deutschland ist ein solches Misstrauensvotum genau geregelt. Das Grundgesetz schreibt in Artikel 67 vor, dass nur ein "Konstruktives Misstrauensvotum" möglich ist. Diese besondere Regelung bedeutet, dass der Regierungschef nicht einfach abgewählt werden kann. Gleichzeitig mit der Abwahl muss auch ein neuer Bundeskanzler oder eine neue Bundeskanzlerin gewählt werden, der oder die dann eine neue Regierung bildet. Die Abwahl und die Neuwahl erfolgen in derselben Abstimmung. Damit soll verhindert werden, dass zwischen zwei Abstimmungen eine Zeit liegt, in der es keine Regierung gibt. Der Bundespräsident muss den neu gewählten Bundeskanzler ernennen.

In Deutschland: Kein Misstrauensvotum gegenüber Ministern

In Deutschland kann nur dem Bundeskanzler oder der Bundeskanzlerin, nicht aber einzelnen Minister/innen das Misstrauen ausgesprochen werden.

Begriffserklärung:

Der Begriff "konstruktiv" kommt aus dem Lateinischen und heißt "aufbauend". Es ist also ein "aufbauendes" Misstrauensvotum. Es soll nicht nur ein Bundeskanzler abgewählt werden, sondern es soll zugleich ein neuer Bundeskanzler gewählt und dann auch eine neue Regierung "aufgebaut" werden.

Eure Fragen dazu...

Kesso 19.09.2024

Kann ein Konstruktives misstrauenvotum auch von der Opposition ausgesprochen werden oder muss es von den regierenden Parteien ausgesprochen werden

Redaktion

Hallo Kesso, das konstruktive Misstrauensvotum muss von der Opposition gestellt werden. Denn es wird ja nicht nur dem amtierenden Regierungschef das Misstrauen ausgesprochen. "Konstruktiv" ist dieses Misstrauensvotum, weil zugleich ein neuer Regierungschef von der Opposition gewählt wird.

Alina 19.02.2024

Wodurch wurde sichergestellt dass ein einzelner in der Republik nicht zu mächtig wurde?

Redaktion

Hallo Alina, dafür sorgt vor allem die Gewaltenteilung. Sie sorgt dafür, dass nicht eine staatliche Gewalt oder ein politisches Gremium mächtiger wird als alle anderen. In unserem Artikel zur Gewaltenteilung kannst viel dazu lesen.

Alex 08.02.2024

Ist das konstruktive Misstrauensvotum noch zeitgemäß?

Redaktion

Hallo Alex, seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland hat es fast immer stabile Regierungen gegeben. Nur in wenigen Fällen wurde ein konstruktives Misstrauensvotum beantragt oder das Parlament vorzeitig aufgelöst. Man kann daraus den Schluss ziehen, dass sich diese Regelung im Grundgesetz bewährt hat.

Sunnshine 10.01.2024

Hallo, was ist der Unterschied zwischen dem destruktiven und konstruktiven Misstrauensvotum?

Redaktion

Hallo Sunnshine, in Deutschland gibt es das konstruktive Misstrauensvotum. Damit wird sichergestellt, dass es zu jeder Zeit einen Regierungschef oder eine Regierungschefin gibt. In der Zeit der Weimarer Republik vor der Diktatur der Nationalsozialisten gab es die Möglichkeit, einen Reichskanzler durch ein Misstrauensvotum des Reichstages aus dem Amt zu drängen. Dadurch gab es oft politische Unsicherheiten, weil das Land danach ohne handlungsfähige Regierung dastand. Dem wird durch die Verankerung des konstruktiven Misstrauensvotums im Grundgesetz vorgebeugt.

Keine Ahnung 03.11.2023

Wieso kann das Misstrauensvotum nicht jederzeit stattfinden?

Redaktion

Hallo Keine Ahnung, die Opposition kann jederzeit ein konstruktives Misstrauensvotum beantragen. Es macht aber nur dann Sinn, wenn eine realistische Chance besteht, dass die Regierung ihre Mehrheit im Parlament verloren hat.

yarak 08.05.2023

wie ist artikel 13 zustande gekommen

Redaktion

Hallo yarak, Art. 13 des Grundgesetzes schützt die Bürgerinnen und Bürger vor Eingriffen in ihre Wohnung. Dieser Grundsatz wurde bereits in der sogenannten Paulskirchenverfassung von 1849 festgeschrieben. Auch im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik wurde die Unverletzlichkeit der Wohnung durch Gesetze geschützt. In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur spielten solche Grundrechte allerdings keine Rolle. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes waren sich der Eingriffe der Nationalsozialisten in die Privatsphäre der Menschen sehr bewusst, als sie die Grundrechte an den Beginn des Grundgesetzes stellten.

Rick 21.09.2022

Warum spricht der Bundestag einen konstruktiven Misstrauenvotum gegen die Ampel-Regierung?

Redaktion

Hallo Rick, die Opposition im Deutschen Bundestag kann ein konstruktives Misstrauensvotum gegen die Regierung machen. Das macht dann Sinn, wenn die Opposition glaubt, selbst eine Mehrheit für eine Regierung zu bekommen. Aktuell gibt es keine bekannten Überlegungen, ein Misstrauensvotum gegen die Regierung zu beantragen.

Emily 23.01.2022

Warum gab es in der Weimarer Republik ein destruktives Misstrauensvotum?

Redaktion

Hallo Emily, in der Weimarer Republik gab es die Möglichkeit, dass der Reichspräsident eine Regierung entließ und Neuwahlen ansetzte, wenn die Regierung keine Mehrheit im Reichstag mehr hatte. Es gab also anders als heute in der Bundesrepublik kein konstruktives Misstrauensvotum, das dafür sorgt, dass immer eine von der Mehrheit der Abgeordneten unterstützte Regierung im Amt ist. So war das in der Weimarer Verfassung festgelegt worden. Ob sich das die "Macher" der Verfassung so vorgestellt haben, wie es vor allem in den späten Jahren der Republik zu Zeiten des Reichspräsidenten von Hindenburg gelaufen ist, ist unwahrscheinlich. Sie hatten sicherlich die Erwartung, dass die Bildung einer Regierung in einem demokratischen Staat der funktionierende Normalfall sein würde.

Mira 15.12.2021

Hi, meine Frage ist, wie es zu einer Minderheitsregierung kommt.

Redaktion

Hallo Mira, lies mal bei uns den Text "Minderheitsregierung" nach, da haben wir das erklärt.

F.iona 07.12.2021

Warum muss zwischen antrag und konstruktiven misstrauensvotum/ zur vertrauensfrage und der abstimmung 48 stunden liegen?

Redaktion

Hallo F.iona, in Absatz 2 des Artikels 67 des Grundgesetzes, der das konstruktive Misstrauensvotum regelt, heißt es:" Zwischen dem Antrage und der Wahl müssen achtundvierzig Stunden liegen." Dadurch soll auch der oder die amtierende Kanzler/in die Möglichkeit haben, noch einmal mit einzelnen Abgeordneten zu sprechen und gegebenenfalls eine Mehrheit für sich zu organisieren. Vor allem soll vermieden werden, dass Abgeordnete ihre Entscheidung überhastet und vielleicht nur aus einer zufälligen Laune heraus treffen. Das konstruktive Misstrauensvotum ist eine der wichtigsten Regelungen des Grundgesetzes und ein ganz besonderer Moment im politischen Leben des Staates. Dafür muss nach dem Willen der Väter und Mütter des Grundgesetzes ausreichend Zeit für eine wohl bedachte Entscheidung der Abgeordneten vorhanden sein.

Honki 30.11.2021

Gibt's die Möglichkeit einer vertauensfrage oder ein misstrauensvotum auch vom einfachen Bürger?
Sprich einer vertrauensvoll gewählten Partei, die welche nach der Wahl die Meinung ändert?

Redaktion

Hallo Honki, der Bürger oder die Bürgerin hat spätestens nach vier Jahren die Möglichkeit, einer Regierung sein Misstrauen auszusprechen, indem er eine andere Regierung wählt. Die Instrumente der Vertrauensfrage und des konstruktiven Misstrauensvotums hat nur das Parlament. Damit soll sichergestellt werden, dass solche für die Stabilität der Demokratie wichtigen Entscheidungen nur nach langem Bedenken und nicht einfach aus einer Laune heraus gefällt werden.

noooonooo 28.09.2021

was würde genau passieren wenn es für kurze zeit keine regierung geben würde

Redaktion

Hallo noooonooo, ein Staat, der keine Regierung hat, kann auf eine plötzliche politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Krise nicht reagieren. Manchmal, wie beispielsweise in der Bankenkrise 2008, müssen tatsächlich über Nacht politische Entscheidungen gefällt werden. Darum ist es so wichtig, dass immer eine Regierung da ist, die die politischen Geschäfte führt.

EtoHd 26.03.2021

Was kann der Mistrauensvotum für folgen haben?

Redaktion

Hallo EtoHd, das konstruktive Misstrauensvotum führt im Erfolgsfall zum Sturz des Kanzlers oder der Kanzlerin und zur Amtsübernahme durch eine neue Kanzlerin oder einen neuen Kanzler. Wenn der oder die Bundeskanzler/in die Vertrauensfrage im Bundestag stellt und verliert, muss er oder sie selbst überlegen, was die Folgen sein sollen. Das kann ein Rücktritt sein oder auch eine Bitte an den oder die Bunderpräsident/in, Neuwahlen auszurufen. Der Kanzler oder die Kanzlerin könnte aber auch einfach weitermachen. Eine unmittelbare rechtliche Folge hat eine verlorene Vertrauensabstimmung nicht.

Lissi 22.03.2021

Was ist ein vorteil dieses Konstruktiven misstrauensvotum
Lg :)

Redaktion

Hallo Lissi, durch das konstruktive Misstrauensvotum wird erreicht, dass es zu keinem Leerstand in der Regierung kommt. Eine Kanzler oder eine Kanzlerin kann nur gestürzt werden, wenn der neue Kanzler oder die neue Kanzlerin unmittelbar darauf ins Amt kommt. Oben in unserem Artikel haben wir das genau erklärt und auch die Gründe für die Einführung des konstruktiven Misstrauensvotums genannt.

A … 11.03.2021

Was bedeutet eigentlich "einfaches Misstrauensvotum"?

Redaktion

Hallo A …, bei einem Misstrauensvotum stimmen die Abgeordneten eines Parlaments darüber ab, ob sie noch hinter der Regierung oder einzelnen Regierungsmitgliedern stehen. Dafür gibt es unterschiedliche Regelungen in vielen demokratischen Staaten. In Deutschland gibt es diese Form des Misstrauensvotums nicht. Das Grundgesetz schreibt vor, dass eine Regierung nur mit Hilfe eines konstruktiven Misstrauensvotums gestürzt werden kann. Das beutetet, dass im Moment der Abwahl des Bundeskanzlers sofort ein neuer Regierungschef das Amt antritt. Oben in unserem Artikel haben wir das genau erklärt.

Phai 15.02.2021

Warum wählte der Bundestag Helmut Kohl beim Misstrauensvotum zum Bundeskanzler? Welche Ziele hatte er, dass sie ihn wählten?

Redaktion

Hallo Phai, vor dem konstruktiven Misstrauensvotum, dass 1982 zum Sturz des Kanzlers Helmut Schmidt und zur Wahl seines Nachfolgers Helmut Kohl führte, hatten sich die Kräfteverhältnisse im Deutschen Bundestag verändert. Die Minister/innen der FDP, die seit 1980 eine Koalition mit der FDP bildete und Schmidt mitgewählt hatte, hatten die Regierung verlassen. Die FDP hatte sich neu orientiert. Dadurch hatte Helmut Kohl genug Abgeordnete hinter sich, um eine Kanzlermehrheit zu bekommen. Die neue Regierung wollte manche wirtschaftliche Maßnahmen der Vorgängerregierung rückgängig machen und hatte auch sonst viele Ideen für eine andere Politik. Auf dieser interessanten Seite des Deutschen Bundestags findest du viele weitere Informationen.

Mary 28.01.2021

Wie gehts euch

Redaktion

Hallo Mary, vielen Dank! Uns geht es gut und wir hoffen, dass auch bei dir alles in Ordnung ist.

Takuya 17.01.2021

wie kam artikel 67 zustande

Redaktion

Hallo Takuya, in Art. 67 des Grundgesetzes ist geregelt, wie ein Bundeskanzler entlassen werden kann. Entscheidend ist dabei, dass dies nur möglich ist, wenn sofort ein neuer Bundeskanzler oder eine neue Bundeskanzlerin gewählt wird. Es darf also nicht die Situation entstehen, dass es auch nur für eine Stunde keine/n von Bundestag gewählte Bundeskanzler/in gibt. Das war eine Reaktion der Macher/innen des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat in den Jahren 1948 und 1949 auf die Erfahrungen der Weimarer Republik. Dort hatte es einige Male Entlassungen von Reichskanzlern gegeben, ohne dass die Nachfolge geregelt war. Das hatte die Macht des Reichspräsidenten erweitert, der ohne Rücksicht auf das Parlament seine Kandidaten für das Amt einsetzte. Das war auch der Fall, als Reichspräsident von Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler machte. Für den Parlamentarischen Rat war klar, dass das in Zukunft auf jeden Fall verhindert werden musste. Dafür wurde der Art. 67 entworfen.

Isa 16.01.2021

Wann fand das letzte Misstrauenvotum im Bundestag statt?

Redaktion

Hallo Isa, das letzte konstruktive Misstrauensvotum wurde 1982 gegen den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt gestellt. Der Bundestag sprach damals dem Kanzler das Misstrauen aus und Helmut Kohl von der CDU wurde neuer Bundeskanzler.

Alex 23.10.2006

Welcher Bundeskanzler von Deutschland wurde mit einem Misstrauensvotum abgewählt?

Redaktion

Hallo Alex, Helmut Kohl löste durch ein Misstrauensvotum Helmut Schmidt als Bundeskanzler ab.

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