Am 30. Januar 1933, heute vor 91 Jahren, wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul Hindenburg zum Reichskanzler des Deutschen Reiches ernannt. Hitler war der Vorsitzende der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und der „Führer“ der größten Fraktion im Reichstag (so hieß damals das Parlament). Unterstützt von den Abgeordneten anderer Parteien übernahmen Hitler und die Nationalsozialisten die Macht. Damit begann am Ende der Weimarer Republik in Deutschland der Weg in die Diktatur.
Ein politischer Aufsteiger
Adolf Hitler war zu dieser Zeit einer der bekanntesten Politiker in Deutschland. Er war aber auch sehr umstritten. Nach einem Putschversuch gegen die Reichsregierung der Weimarer Republik war er sogar 1924 wegen Hochverrats ins Gefängnis gekommen. 1920 hatte er die NSDAP mitgegründet. Als in der Weimarer Republik die sozialen und wirtschaftlichen Probleme Ende der 1920er Jahre immer größer wurden, bekam die NSDAP immer mehr Zulauf. Die Partei vertrat nationalistische und antisemitische Positionen. So sollten Juden unter anderem aus der deutschen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen werden. Die NSDAP lehnte die Demokratie ab. Bei den Reichstagswahlen im November 1932 wurde sie schließlich zur stärksten Partei im Deutschen Reichstag gewählt.
Eine schwere Zeit
Zu Beginn der 1930er Jahre gab es in Deutschland viele Probleme in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Verstärkt wurden diese durch die Weltwirtschaftskrise 1929. Der Wirtschaft ging es sehr schlecht, Millionen Menschen wurden arbeitslos. Die Not und die Verzweiflung vieler Menschen waren groß. Die politischen Spannungen im Land nahmen zu. Auf den Straßen gab es gewalttätige Auseinandersetzungen. In den Krawallen kamen die Unzufriedenheit mit der Weimarer Republik und die Sorge vor Arbeitslosigkeit und Verarmung zum Ausdruck. Vor allem die Verhandlungen über die Kriegsentschädigungen, die Deutschland an die Siegermächte des Ersten Weltkriegs zahlen sollte, hatten viele Menschen erbittert. Dazu kamen heftige Konflikte um soziale Reformen. Die demokratischen Parteien im Parlament waren zerstritten. Sie fanden keine gemeinsamen Lösungen für die sozialen und wirtschaftlichen Probleme. Das begünstigte den Aufstieg der NSDAP.
Ernennung durch den Reichspräsidenten
Die NSDAP stellte seit der Wahl im November 1932 ein Drittel der Abgeordneten im Reichstag. Sie hatte also keine Mehrheit im Parlament. Aber schon seit 1929 waren alle Reichskanzler direkt vom Reichspräsidenten ernannt und nicht vom Parlament gewählt worden. Der damalige Reichspräsident Hindenburg wollte Hitler zunächst nicht zum Kanzler ernennen, weil er ihm misstraute. Aber einflussreiche Männer aus der Wirtschaft und der Politik setzten sich so lange für Hitler ein, bis der Reichspräsident ihrem Drängen nachgab. Sie hofften, dass sie auf diese Weise Hitler kontrollieren könnten. Das sollte sich als ein katastrophaler Irrtum herausstellen.
Weg in die Diktatur
Hitlers Wille, die Politik und Gesellschaft in Deutschland nach seinen Vorstellungen umzugestalten, kannte keine Grenzen. Unmittelbar nach seinem Machtantritt begann die Zerstörung der Demokratie. Mit dem Ermächtigungsgesetz im März 1933 wurde das Parlament entmachtet. Dieses Gesetz ebnete den Weg in die nationalsozialistische Diktatur. Politische Gegner wurden ausgeschaltet oder in das neu errichtete Konzentrationslager in Dachau gebracht. Die Grundrechte wurden eingeschränkt. Mit massiver Propaganda stimmten die neuen Machthaber die Bevölkerung auf die Veränderungen in Gesellschaft und Politik ein. Und es begann die Unterdrückung der Juden im Deutschen Reich. Dass das die ersten Schritte in die größte Katastrophe des letzten Jahrhunderts waren, war im Januar 1933 wohl nicht vorauszusehen. Viele Menschen waren angesichts der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Probleme bereit, am Anfang vieles hinzunehmen, bis Widerstand kaum mehr möglich war.
Machtergreifung oder Machtübergabe?
Oft liest man, Hitler und die NSDAP hätten 1933 die „Macht ergriffen“. Doch bei der Ernennung zum Reichskanzler beachtete der Reichspräsident die Regeln der Weimarer Verfassung (Artikel 48): Er übergab die Macht. Allerdings hatten Hitler und seine Anhänger vorher alles getan, um die Republik von Weimar zu schwächen und instabil zu machen. In der wehrhaften Demokratie der Bundesrepublik Deutschland hat man daraus einen ganz klaren Schluss gezogen: Wir müssen den Anfängen wehren. Das heißt: Der demokratische Staat und die Menschen in unserem Land müssen dafür sorgen, dass menschenverachtende Gedanken und Handlungen gar nicht erst einen Platz in unserer Gesellschaft finden.