Verbindung von zwei Kontinenten
Heute vor 51 Jahren, am 30. Oktober 1973, wurde in Istanbul in der Türkei eine Brücke eingeweiht, die zwei Kontinente miteinander verbindet. Die Hängebrücke erstreckt sich über den Bosporus, der Meerenge zwischen Europa und Asien. Sie ist über 1,5 Kilometer lang und hängt an zwei 165 Meter hohen Brückentürmen. Sechs Fahrspuren verbinden die Istanbuler Stadteile Beşiktaş und Üsküdar. Die größten Frachtschiffe und selbst Flugzeugträger passen unter der 60 Meter hohen Brücke hindurch. Nur zwei Minuten braucht man mit dem Auto über diese Brücke von Europa nach Asien – wenn man nicht gerade im Stau steht, denn täglich fahren rund 200.000 Autos über die Brücke. Dabei können die Fahrspuren in unterschiedlicher Fahrtrichtung benutzt werden, je nachdem, in welcher Richtung gerade der meiste Verkehr rollt.
Istanbul ist eine Stadt mit einer einzigartigen Geschichte. Über 2000 Jahre hinweg stießen hier immer wieder Kulturen aus Westen und Osten aufeinander. Die größte Stadt der heutigen Türkei ist auch die einzige Stadt der Erde, die auf zwei Kontinenten liegt. Die Menschen träumten schon lange davon, eine Verbindung zwischen Asien und Europa zu schaffen. Selbst ein berühmter Künstler wie der Maler der „Mona Lisa“, Leonardo da Vinci, machte Pläne für eine Überquerung der Meerenge.
Ein besonderes Bauwerk
Der Bau der Brücke startete 1970. Bis zur Fertigstellung 1973 mussten die Menschen zur Überquerung des Bosporus eine Fähre nutzen. Die Einweihung der Brücke erfolgte zum 50. Jahrestag der Gründung der Republik Türkei 1923. Lange war die Brücke nur als „Bosporus-Brücke“ bekannt. Seit 2016 heißt die Brücke offiziell „Brücke der Märtyrer des 15. Juli“. Damit soll in der Türkei an die Menschen erinnert werden, die bei einem Putschversuch am 15. Juli 2016 gestorben sind. Damals versuchten Teile des türkischen Militärs, die Regierung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zu stürzen.
Millionenstadt Istanbul
Im Zeitalter der Globalisierung sind Europa und Asien weiter zusammengerückt. Gleichzeitig ist Istanbul zu einer der größten Städte der Welt mit 15,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern angewachsen. Heute leben in der größten Stadt der Türkei fünf Mal so viele Menschen wie zur Zeit der Erbauung der Bosporus-Brücke. Kein Wunder, dass man nicht darum herumkam, zwei weitere Brücken über den Bosporus zu bauen. Und seit 2013 kann man auch unterirdisch von Europa nach Asien reisen. Eine moderne S-Bahn fährt auf dem Grund der Meerenge zwischen dem europäischen und dem asiatischen Istanbul hin und her.