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Spezial

Eine Zeitreise

Drei Abbildungen unterschiedlicher Wohnhäuser und Klingelschilder

Die meisten Menschen leben heute in einer Wohnung mit mehreren Zimmern, Küche und Bad. Manchmal gibt es noch einen Balkon dazu oder einen Garten. Die meisten Kinder wohnen gemeinsam mit einem oder beiden Elternteilen. Das war nicht immer so. Macht euch auf eine Zeitreise mit Paul.

Köln, im Jahr 2020

Paul wohnt mit seinen Eltern und seiner 8-jährigen Schwester Clara in einer Wohnung im ersten Stock eines schönen Mehrfamilienhauses. Hinter dem Haus gibt es einen Hof mit einem kleinen Garten, den alle Bewohner nutzen dürfen. Paul und Clara haben beide ein eigenes Zimmer. In seinem Zimmer hat Paul eine Spielkonsole stehen und den Schreibtisch für die Schulaufgaben. Mindestens ebenso viel Zeit wie in ihrem eigenen Zimmer verbringen die Geschwister im Wohnzimmer der Familie, wo der Fernseher und der große Tisch zum Essen und Basteln stehen. Bis vor kurzem gab es dafür ein eigenes Zimmer, aber jetzt arbeitet Pauls Mutter zuhause im Home Office, so dass die Tür fast immer zu ist. Da wurde das Wohnzimmer zum Büro gemacht.

In der Wohnung unter ihnen wohnt Pauls Schulkamerad Arian mit seinen Eltern und den drei Geschwistern. Arian teilt sich mit seinem großen Bruder Alind ein Zimmer, im Zimmer der beiden kleinen Schwestern steht auch noch ein Bett für die Tante der Kinder. Sie ist erst vor kurzem aus ihrem Heimatland nach Köln gekommen. Seit sie eingezogen ist, geht es da unten richtig lustig zu. Man merkt, dass sich die Familie freut, dass alle wieder unter einem Dach wohnen. In der Dachgeschosswohnung über Pauls Familie wohnt nur Herr Schulz. Der spielt zwar gelegentlich ziemlich laut Trompete, meistens ist er aber bei der Arbeit und man merkt fast gar nicht, dass die Wohnung bewohnt ist.

Illustration eines modernen Mehrfamilienhauses und Klingelschilder
Vor 75 Jahren

Der große Wohnblock, in dem Paul mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester Clara wohnt, ist wie die ganz ähnlichen Gebäude ringsherum erst vor kurzem gebaut worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele Häuser kaputt, viele Familien mussten eng zusammenrücken. Endlich hat Pauls Familie jetzt wieder ein festes Dach über dem Kopf. Auch Oma wohnt weiter bei ihnen, sonst wäre sie ganz allein, denn Opa ist als Soldat im Krieg gestorben. Sie hat ihren eigenen kleinen Bereich hinter dem Vorhang im Esszimmer der Familie. Dafür musste Mama ihre Nähmaschine ins Elternschlafzimmer umquartieren. Paul teilt sich sein Zimmer mit Clara und bald wird es durch das neue Geschwisterchen wahrscheinlich noch etwas enger zugehen. Dann wird er seine Hausaufgaben wohl am Küchentisch machen müssen. Das stört ihn aber nicht, denn die meiste Zeit spielt er sowieso mit den vielen anderen Kindern aus dem Block draußen auf der Straße Fußball. Und dass sie in der neuen Wohnung jetzt sogar ein eigenes Bad mit fließendem Wasser haben und man nicht mehr über den Hausflur zur Toilette laufen muss, kann er immer noch nicht so ganz glauben.

Illustration mehrerer Mehrfamilienhäusern von 1950 und Klingelschilder
Vor 200 Jahren

Der einsame Bauernhof, auf dem der 12-jährige Paul auf dem Land groß wird, hat schon bessere Zeiten gesehen. In den letzten Jahren sind viele Menschen in die benachbarte Stadt abgewandert, wo es mehr und besser bezahlte Arbeit gibt. Sogar Lesen und Schreiben sollen die Kinder dort in Schulen lernen! Allerdings müssen viele Kinder in den großen Fabriken zwölf Stunden am Tag arbeiten, so dass sie gar nicht zur Schule gehen können. Paul war noch nie in der Stadt, und eigentlich interessiert es ihn auch nicht. Hier auf dem Hof helfen alle mit, auch seine kleine Schwester Clara hat dieses Jahr bei der Apfelernte mitgemacht. Außerdem muss sie immer die Ziegen füttern. Noch wichtiger ist aber, dass er viele Spielkameraden hat. Nicht nur mit seinen fünf Geschwistern, sondern auch mit seinen fünf Cousins und den Kindern der vielen Arbeiter auf dem Hof kann Paul spielen. Der Knecht Josef, der nach dem Tod seiner Eltern mit 13 Jahren zum Arbeiten auf den Hof gekommen ist, ist sein bester Freund. Oft suchen sie mit den Jungs der benachbarten Höfe des kleinen Dorfes im Wald Beeren und Pilze. Jeden Tag trifft sich die ganze Hofgemeinschaft zum Mittagessen in der großen Stube neben der Speisekammer. Dort brennt auch im Winter immer ein wärmendes Feuer, sonst aber ist es oft kalt auf dem Hof und im Winter gefriert schon mal das Wasser im Brunnen vor dem großen Gebäude. Paul ist das aber eigentlich egal. Wenn es besonders kalt ist, dürfen die Kinder alle zusammen im Heu neben den Ställen schlafen, da ist es warm und gemütlich. Und weil sie fast immer draußen spielen, macht ihnen die Kälte auch gar nicht so viel aus.

Illustration Gutshof mit Namensschild

Gutshof mit Namensschild

Vor 2000 Jahren

Wenn Paulus am Morgen aus der strohgedeckten Hütte heraustritt, muss er erst einmal die Augen zusammenkneifen. Drinnen im Haus ist es nämlich sehr dunkel. Die Fensteröffnungen sind sehr klein, damit nicht zu viel Kälte hereinkommt. Kerzen zündet Paulus drinnen nur selten an, denn vor zwei Jahren wäre das ganze Haus wegen einer umgefallenen Kerze beinahe abgebrannt. Im Haus ist es meistens warm mit den Schweinen und Ziegen hinter der Trennwand zum großen Saal, in dem alle zusammen auf dem Boden schlafen. Vor dem Haus rührt schon seine Oma in der Milchsuppe, die es jeden Morgen gibt. Seine kleine Schwester hockt daneben und rupft einem Huhn die Federn aus. Jetzt heißt es, erst einmal nach den Tieren auf dem Feld schauen. Wenn alles gut geht, darf Paulus vielleicht später noch mit seinen drei kleinen Brüdern im nahen Bach ein paar Fische fangen. Manchmal denkt Paulus, dass es auch schön wäre, mit anderen Kindern zu spielen, aber die Höfe liegen weit auseinander. Viel Zeit zum Spielen bleibt aber sowieso nicht, weil alle mithelfen müssen. Mit 12 Jahren ist er ja auch schon ziemlich erwachsen. Nachdem die Mutter gestorben ist, braucht ihn der Vater eigentlich überall zum Helfen. Aber gelegentlich ist es doch auch schön, mal ganz allein im Wald zu sein. Denn da, wo er mit seinem Vater, seiner Oma und den sieben Geschwistern lebt, ist man eigentlich immer mit anderen zusammen.

Illustration einer Hütte zur römischen Zeit
In der Zukunft

Was denkst du, wie wohnt man in 50 oder 100 Jahren? Schreib uns unten in das Formular, wie du dir Dörfer, Städte, Wohnungen und Häuser in der Zukunft vorstellst. Wir sind gespannt auf deine Ideen!

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