Was haben Menschen vor 110 Jahren gegessen?
Josua, Bela, Elisabeth und Johanna und viele andere Schüler einer 5. Klasse des Französischen Gymnasiums Berlin denken darüber nach, was man wohl im Jahr 1914 gegessen hat.
Wie war es wirklich mit dem Essen damals?
Die Kinderreporter vom Bösen Wolf haben darüber mit den Spezialisten Gunther Hirschfelder und Alain Quillout gesprochen.
Die Grundnahrung vor 110 Jahren
Zu den Hauptnahrungsmitteln gehörten in Deutschland verschiedene Kohlsorten, sehr viel Brot und Kartoffeln. Aber auch schon relativ viel Fleisch. In Frankreich aß man - vor allem auf dem Land - jeden Tag Gemüsesuppe mit ein wenig gekochtem Schweinefleisch oder Hühnersuppe. Und auch viel Brot, mehr als heute. Am Freitag wurde kein Fleisch gegessen, auch Ungläubige folgten dieser Tradition.
Essen auf dem Land
Auf dem Land kaufte man sehr wenig in Läden ein, Salz, Pfeffer, Tee... Es gab Gemüse aus dem Garten, Hühner, Kaninchen und Schweine, mit derem Fleisch die ganze Familie versorgt wurde. Dann wurde noch geangelt und so aß man Fisch. Produkte, die man in Geschäften kauft, spielten eine viel kleinere Rolle als heute. So gab es viel weniger Kaffee und Kakao, vor allem viel weniger Zucker und viel weniger Produkte aus anderen Ländern.
Essen in der Stadt
Wer in der Fabrik arbeitete und keinen eigenen Garten hatte, musste Lebensmittel kaufen, denn er konnte sie nicht selbst anbauen. Deshalb war es für armen Leute leichter auf dem Land zu überleben. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg hatte eine „Verbürgerlichung“ stattgefunden. Das heißt, dass die Küche aus dem Bürgertum bei den Arbeitern und bei den Bauern bekannter wurde. In Deutschland wurden die ersten Kochbücher zum beliebtesten Hochzeitgeschenk. Sie sorgten dafür, dass Gerichte, die man heute als typisch deutsch ansieht, wie z.B. Schnitzel mit Kartoffeln, Leipziger Allerlei oder Rouladen dem größten Teil der Bevölkerung überhaupt erst bekannt wurden.
Lebensmittel aufbewahren
Fleisch wurde in Fett oder im Salz aufbewahrt. Es gab dafür spezielle Salzfässer. Die Fleischstücke wurden mit Salz aufgeschichtet und hielten so monatelang. Man hatte keine Kühlschränke, man hatte Eisschränke. Man konnte Stangeneis kaufen, das in Höhlen oder Erdlöchern eingelagert wurde, und hatte einen kühlenden Schrank, wo man jede Woche ein Stück Eis hineinsteckte. Insgesamt gab es viel weniger Dinge, die gekühlt wurden, alles wurde immer frisch gemacht.
Die Getränke
In beiden Ländern tranken die Kinder fast nur Wasser. Sie tranken keinen Fruchtsaft. In Frankreich wurden die Kinder sehr früh daran gewöhnt, Wein mit Wasser verdünnt zu trinken. Vor allem die Jungen auf dem Land. Man dachte, damit sie schön groß werden, sollten die Jungs eine kleine Portion Alkohol bekommen. Man sagte: "Es wird bei dem Bartwuchs helfen." Auch 12-Jährige tranken in Deutschland schon ein Glas Bier.
Die Läden
Auf dem Land gab es meistens in großen Dörfern ein kleines Geschäft, das Lebensmittel und weitere Artikel des täglichen Bedarfs anbot, wie Seife, Wäsche, Zucker, Nägel, also von allem etwas. In den Städten gab es viele Läden, in den Hauptstädten sogar Kaufhäuser, jedoch keine Supermärkte. Jeder Laden war auf bestimmte Produkte spezialisiert.
Am Tisch gemeinsam essen
Essen bedeutete immer zusammen essen: Man aß nicht allein, sondern in Gemeinschaft. Und zwischendurch essen, das gab es nicht. Man saß gemeinsam an einem Tisch zu einer festgelegten Stunde und es gab auch Regeln. Der Hausvater bestimmte, wie man sich benehmen muss: Beim Essen wurde nicht gesprochen, in bürgerlichen Haushalten musste man genau drauf achten, wie man Messer und Gabel hielt.
Zum Beispiel in Pommern, das jetzt zum großen Teil zu Polen gehört. Auf einem Gutshof versammelten sich damals der deutsche Bauer mit den Knechten, Mägden und allen Familienmitgliedern zum Essen am Tisch. Der Bauer selbst bekam ein großes Stück Fleisch, der erste Knecht auch, die alten Leute und die Kinder bekamen kein Fleisch. Man hatte eine Schüssel in der Mitte des Tisches, vielleicht mit einem Getreidebrei oder einer Kartoffelsuppe. Jeder hatte einen eigenen Holzlöffel und man löffelte gemeinsam einfach direkt aus der Schüssel. Das klingt so, als wäre das nicht besonders hygienisch, Krankheiten werden dadurch aber nicht übertragen und vor allem stiftete das gemeinsame Essen in hohem Maße Gemeinschaft.
Ein Kriegskuchen mit Rezept
Während des Krieges waren viele Lebensmittel nicht oder nur schwer zu bekommen. Die Bösen Wölfe wollten wissen, wie ein Kuchen während der Kriegzeit (ohne Ei, ohne Milch und ohne Butter) schmeckt. Sie haben das Rezept eines Schokoladenkuchens gefunden und ihn zusammen gebacken und gegessen.
Möchtest du auch ihn mal probieren? Hier findest du das Rezept zum Nachbacken.