Hanisauland: Lexikon @todo: aus Preprocess

Für den fünften Teil wurde David Yates als Regisseur verpflichtet. Er wurde durch mehrere preisgekrönte Fernsehfilme bekannt und ihm wird ein gutes Gespür für gesellschaftspolitische Themen nachgesagt. Nun wäre es zwar übertrieben, den Fantasy- und Abenteuerfilm „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ als politischen Film bezeichnen zu wollen, dennoch weist der Film unmittelbarer als in den ersten vier Teilen konkrete gesellschaftliche Anspielungen zur Alltagsrealität auf. Das beginnt damit, dass das Zaubereiministerium direkt unter dem britischen Verteidigungsministerium in London angesiedelt ist, geht über die Figurenzeichnung von Dolores Umbridge – sie erinnert an eine Mischung aus Königin Elizabeth und der einstigen Premierministerin Margaret Thatcher, die als „eiserne Lady“ in die Geschichte eingegangen ist – und führt bis zur Auseinandersetzung zwischen traditionellen und progressiven Lehrmethoden an der Hogwart-Schule. Diese markieren zunächst nur unterschiedliche Wertesysteme, lassen sich unschwer aber auch als Konfrontation zwischen diktatorischen und demokratischen Regierungsformen im Kampf um Macht und Ansehen interpretieren.
Mehr als bei den anderen Teilen wurden diesmal ganze Szenerien komplett im Computer hergestellt, insbesondere betrifft das Hagrits riesenhaften Halbbruder Grawp, der sich auf der Stelle in Hermine verliebt, und die Kampfszenen in der Halle der Prophezeiung, in der Dumbledore und Voldemort unter Zuhilfenahme aller Zauberkräfte und der vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser gegeneinander antreten. Trotz der vielen beeindruckenden visuellen Effekte bleiben die Figuren und ihre inneren Konflikte im Mittelpunkt der Handlung, wobei die inzwischen jugendlichen Hauptdarsteller unter Beweis stellen, wie viel sie in den vergangenen sechs Jahren dazugelernt haben. Ihre Leistungen können sich durchweg mit denen ihrer erwachsenen Profikollegen messen.

Während Ron seinem Wesen weitgehend treu bleibt und Hermine zusammen mit etlichen „braven“ Mitschülern erstmals offen gegen die Welt der Erwachsenen rebelliert, deren Gesetze und Gebote sie hinterfragt, hat Harry in seiner Entwicklung doch die schwersten Stürme zu überstehen. Nicht nur, dass Lord Voldemort versucht, sich seiner Gedanken zu bemächtigen: Harry erlebt erstmalig in seinem Leben auch das Gefühl von extremer Einsamkeit und Ausgestoßensein aus der Gemeinschaft, was bei ihm sehr zwiespältige Gefühle und große Selbstzweifel erzeugt. Er schafft den Sprung vom erklärten Außenseiter und folgsamen Schüler zum verantwortungsbewussten Lehrer, der seine Mitschüler in der Zauberei unterrichtet, sie positiv zu motivieren weiß und ihnen im Gegensatz zu Mrs. Umbridge vermittelt, dass die Schule wirklich in erster Linie dazu da sein sollte, um etwas für das Leben zu lernen. Zugleich küsst Harry zum ersten Mal ein Mädchen und erkennt, dass er etwas hat, was sein Widersacher niemals haben wird: Freunde, ihre Loyalität und die Liebe. Kann Lernen schöner sein als in diesem Film?