- Regie:
- Christian Duguay, nach dem Buch von Joseph Joffo
- Land und Erscheinungsjahr:
- Frankreich, Kanada, Tschechien 2017
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 12 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 12 Jahren
- Länge:
- 113 Minuten
- Kinostart:
- 17. August 2017
Mitten im Zweiten Weltkrieg muss Joseph Joffo zusammen mit seinem Bruder Maurice quer durch Frankreich fliehen. Sie wollen in die von den Deutschen noch nicht besetzte Zone im Süden. Als Kinder einer jüdischen Familie müssen sie plötzlich wie alle anderen Juden einen gelben Stern tragen und werden in der Schule beschimpft und geschlagen. Ihr Vater schickt die Jungen daher getrennt vom Rest der Familie auf Reisen. So haben sie eine größere Chance, zu entkommen und nicht in ein Konzentrationslager deportiert zu werden. Denn damals wurden alle Juden von den Deutschen systematisch verfolgt und zum großen Teil ermordet. Mit einer harten Lektion bereitet der Vater Joseph auf die Gefahr vor, entdeckt zu werden. Er ohrfeigt ihn und brüllt, ob er ein Jude sei. Mit Tränen in den Augen verrät der Junge nicht, dass er Jude ist.
Ohne genau zu wissen, wovor sie eigentlich fliehen müssen, machen sich die Brüder auf den beschwerlichen Weg nach Nizza. Seinen geliebten Sack voller Murmeln und damit auch ein früheres Leben kann Joseph allerdings nicht mitnehmen. Doch auch in Nizza, wo die Familie vorübergehend wieder zusammenkommt, sind sie bald nicht mehr sicher. Die Brüder werden zunächst in ein Schullandheim eingewiesen, können aber erneut fliehen. Einige Leute helfen ihnen dabei unter Einsatz ihres eigenen Lebens, darunter ein Widerstandskämpfer, ein Pfarrer und ein jüdischer Arzt. Andere haben nicht so viel Glück wie die Brüder. Sie werden erschossen oder deportiert. Schließlich finden die Brüder, getarnt als gläubige Katholiken, Unterschlupf in einem kleinen Bergdorf. Maurice schließt sich dort dem Widerstand an, während Joseph bei einem nationalsozialistisch gesinnten Buchhändler arbeitet und sich in dessen Tochter verliebt. Als die Amerikaner einmarschieren und das Land von der deutschen Besatzungsmacht befreien, sind die Brüder in kurzer Zeit sehr selbstständig und fast schon erwachsen geworden. Eine bittere Wahrheit müssen sie am Ende jedoch noch schlucken.
Der Film des kanadischen Regisseurs Christian Duguay, der zuvor „Sebastian und die Feuerretter“ in Frankreich gedreht hatte, beruht auf der Lebensgeschichte von Joseph Joffe. Sein 1971 veröffentlichtes Buch war ein Bestseller in Frankreich und wurde in 18 Sprachen übersetzt, auch ins Deutsche. Joseph Joffe selbst stand den Filmschaffenden als Berater zur Seite. Vor allem, um den historischen Hintergrund mit den persönlichen Erfahrungen und der kindlichen Sicht der Hauptfigur in Einklang zu bringen. Die überragenden Darstellerleistungen der beiden Brüder und insbesondere von Dorian Le Clech in der Rolle von Joseph begeistern geradezu. Die beiden Darsteller wurden aus mehr als tausend Kindern ausgewählt und intensiv auf ihre Rollen vorbereitet. Im Film wirken sie sehr natürlich und glaubwürdig und verschmelzen vollkommen mit ihren Rollen. Sie verstanden sich bei den Dreharbeiten so gut, dass sie sich wirklich als „Brüder“ wahrgenommen haben.
Da der Film sich komplett auf Josephs Perspektive einlässt, werden die angesprochenen historischen Ereignisse der deutschen Besatzungsmacht, dem zweigeteilten Frankreich, der Résistance (Widerstand der Franzosen gegen die Besatzungsmacht) und des Holocaust an den Juden auch nicht bis ins Detail hinein erklärt. Die emotionale Stimmungslage, die unablässige Bedrohung, der sich die Kinder ausgesetzt sehen, sind auch ohne dieses Wissen unmittelbar spürbar. Dabei spart der Film zwar deutlich entschärfte, aber immer noch harte Szenen nicht aus. Etwa wenn ein von den Deutschen verhörter Gefangener im Off erschossen wird oder Juden abtransportiert werden. Solche Szenen sind notwendig, um die historischen Ereignisse nicht zu verharmlosen. Sie werden aber von den beiden Hauptfiguren aufgefangen, die ihren Mut und ihre Hoffnung niemals verlieren.
Dieser ungebrochene Mut lag auch dem Autor Joffe und dem Regisseur Duguay besonders am Herzen. Joffe hat in einem Interview einmal darauf hingewiesen. Es geht ihm darum, Hoffnung zu vermitteln und zu zeigen, dass man mit viel Mut überleben kann und dass auch Kinder eine Chance haben, sich sogar in lebensbedrohlichen Situationen zu behaupten. Der Film vermittelt aber nicht nur eine historisch abgeschlossene Geschichte. Er erzählt zudem von einer tiefen Bruderliebe und einem bewundernswerten Familienzusammenhalt. Und er hat eine große Allgemeingültigkeit, wenn man an die vielen Menschen denkt, die heute auf der Flucht sind und ihre Heimat verlassen müssen.
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