Anlass: Ankommen in Deutschland
Im Jahr 2015 sind rund 900 000 Schutzsuchende in die Bundesrepublik Deutschland gekommen. Danach kamen zwar deutlich weniger Menschen ins Land, die Herausforderungen aber, ein gutes Miteinander zu gestalten, bleiben bestehen. Das Ankommen in einem neuen Land verursacht oft große Probleme. Viele Asylsuchende und Flüchtlinge fühlen sich fremd. Identitätsverwirrungen verunsichern, die Menschen wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen, was sie ihrer Herkunftsfamilie und der neuen Heimat schuldig sind. Viele Menschen in Deutschland begegnen den Schutzsuchenden mit Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Doch die geflüchteten Menschen erleben auch Misstrauen und Ablehnung. Rassistisch und fremdenfeindlich motivierte Überfälle auf Asylsuchende, Flüchtlinge und ihre Unterkünfte haben in den letzten Jahren stark zugenommen. (1) Auch unter den Flüchtlingen gibt es Menschen, die kriminelle Handlungen begehen. Dies kann zu einer pauschalisierenden Abwertung von Geflüchteten führen. Wichtig ist es deshalb, verallgemeinernden Urteilen entgegenzuwirken und eine Instrumentalisierung solcher Gegebenheiten für eine allgemeine Verunglimpfung von geflüchteten Menschen abzuwehren. Viele Schutzsuchende wollen eigentlich bald wieder nach Hause, ihre Ausbildung wird oft nicht anerkannt. Zwar dürfen Asylsuchende, die nicht aus einem sogenannten „sicheren Herkunftsland“ (2) stammen, unter bestimmten Bedingungen drei Monate nach Ankunft in Deutschland arbeiten. Fehlende Sprachkenntnisse und Nachweise über Berufsabschlüsse erschweren aber häufig die Jobsuche.(3) Die hohe Zahl Schutzsuchender stellt aber nicht nur für das gesamtgesellschaftliche Zusammenleben eine Herausforderung dar. Viele dieser Menschen sind minderjährig und schulpflichtig. Sie nehmen am Unterricht teil und sollen in den Klassenverband integriert werden. Das ist nicht immer einfach. Es ist die Aufgabe des schulischen Unterrichts, die damit verbundenen Entwicklungsaufgaben zu identifizieren und die benötigten fachlichen und methodischen Konzepte zur Verfügung zu stellen, mit denen Lernenden in ihren Lebenswelten zu einem sinnvollen Handeln und Urteilen befähigt werden. Mit Blick auf die Lehrplansituation wird jedoch deutlich, dass die Thematisierung der Flüchtlingsproblematik in den Klassen 3 und 4 der Primar- und in den Klassen 5 und 6 der Sekundarstufe I ein didaktisches Problem darstellt. Dieses ist zum einen auf die hochkomplexen sachlichen Zusammenhänge und Hintergründe zurückzuführen. Zum anderen können die zum Begreifen und Urteilen benötigten abstrakten Fachkonzepte die Lernenden auf ihrem gegenwärtigen Entwicklungsstand lernpsychologisch wie auch emotional überfordern.