- Regie:
- Paul Morrison
- Land und Erscheinungsjahr:
- Großbritannien 2003
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 6 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 8 Jahren
- Länge:
- 106 Minuten
- Kinostart:
- 15. Juli 2004
Der Film spielt zu Beginn der 1960er Jahre in einem Arbeiterviertel von London. Nach dem Niedergang des Commonwealth kamen viele Einwanderer aus der Karibik nach Großbritannien, was bei einem Teil der einheimischen Bevölkerung zunächst auf Ablehnung stieß. Auch David Wiseman und seine Eltern haben es nicht leicht, von den anderen akzeptiert zu werden. Sie sind die einzigen Juden in der Straße. David liebt das Cricketspiel, aber da er jeden Ball verhaut, mögen ihn die Klassenkameraden nicht besonders. Der Vater arbeitet bis spät in die Nacht in seinem Geschäft und die seinerzeit aus Nazi-Deutschland geflohene Mutter fühlt sich immer noch nicht heimisch und sucht jeden Konflikt mit den Nachbarn zu vermeiden. Der droht aber, als neue Nachbarn in das Haus nebenan ziehen: Die Samuels sind die ersten Schwarzen im Viertel und von den meisten Anwohnern nicht gerne gesehen.
David allerdings triumphiert, als die Samuels im Hinterhof ein kleines Cricketfeld errichten. Gegen die Verbote seiner Eltern klettert der Junge über den Gartenzaun und freundet sich spontan mit Dennis Samuels und seiner Tochter Judy an, die in seinem Alter ist. Dennis weist ihn in die richtige Technik des Cricketspiels ein. Auch Davids Mutter fühlt sich von der offenen und liebenswerten Art der Nachbarn angezogen. Der Hass einiger alteingesessener Anwohner aus der Straße richtet sich nun gegen beide Familien. Die Wisemans werden „nur“ bedroht, das Haus der Samuels gar in Brand gesteckt. David kann seine neuen Freunde gerade noch rechtzeitig warnen. Aber da er sich zuvor sehr schäbig gegenüber Judy verhalten und sie von seiner Geburtstagsfeier ausgeschlossen hatte, muss auch er erst lernen, wie man um Verzeihung bittet.
„Davids wundersame Welt“ ist ein Film für die ganze Familie im Stil von „Billy Elliot“ und „East is East“, der sich trotz einiger dramatischer Szenen gut für Kinder eignet und sich ganz auf die Sichtweise und die kindliche Erfahrungswelt der beiden 12-jährigen Hauptfiguren einlässt. Nicht zuletzt deshalb wurde er 2004 auch als Eröffnungsfilm zum Kinderfilmfest der Berlinale ausgewählt. Das gewählte Breitwandformat unterstützt die epische Anlage der Geschichte, setzt die platzgreifenden Cricket-Spielszenen der Mannschaftssportart für das Publikum nachvollziehbar ins Bild und ermöglicht es, im Konfliktverlauf mit den Nachbarn gleichzeitig die Hauptfiguren wie die Reaktionen der Umwelt auf diese zu zeigen.
In Ausstattung und Kleidung ruft der Film die 1960er Jahre in Erinnerung, obwohl die Geschichte selbst eher universell und zeitlos wirkt. Die jugendlichen Darsteller von David und Judy spielen ihre Rollen glaubwürdig und sind den professionellen Darstellern der Erwachsenen vollkommen ebenbürtig. Ohne die Fremdenfeindlichkeit zu verharmlosen, sind auch die Szenen mit den Übergriffen und der Brandstiftung sehr behutsam inszeniert und Kindern durchaus zumutbar. Lediglich das harmonische Ende des Films wirkt etwas konstruiert, kommt andererseits dem natürlichen Bedürfnis des jüngeren Publikums nach Auflösung eines Konflikts und einem Happy End sehr entgegen.
In seinem zweiten Spielfilm erzählt der erfahrene Dokumentarfilmregisseur und Autor Paul Morrison anhand der Coming-of-Age-Geschichte eines Jungen, dass auch die britische Gesellschaft in ihrer Entwicklung zur heutigen multikulturellen Gesellschaft erst langsam und mit vielen Reibungen und Brüchen „erwachsen“ werden musste. Alle Hauptfiguren des Films entwickeln sich zum Positiven hin und überwinden ihr anfängliches Außenseiterdasein. Insbesondere die beiden Kinder laden in ihrer unaufhaltsamen Neugier gegenüber dem Fremden und Unbekannten, ihrem Mut und ihrer Zivilcourage zur Identifikation ein, gerade weil sie dabei auch Fehler machen und nicht perfekt sind.
David überwindet sein Außenseiterdasein und gewinnt an Stärke und Selbstvertrauen, auch die Beziehungsstrukturen in seiner Familie gestalten sich zunehmend offener und toleranter. Morrison ist der Meinung, dass zum Überleben der Menschen in der heutigen Zeit Toleranz und Verständigung zwischen Rassen, Kulturen und Religionen unabdingbar und wichtiger als jemals zuvor geworden sind. Diese Botschaft der Toleranz innerhalb der Familie wie auch in der Gesellschaft vermittelt er humorvoll und sensibel mit seinem liebens- und sehenswerten Film.
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