Ein Kinder- und Jugendclub soll kommen
Es gab mächtig Zoff unter den Neustädter Kindern und Jugendlichen. Der Rat der kleinen Stadt hatte die Gelder für einen Kinder- und Jugendclub bewilligt. „Kein so’n langweiliger, in dem es nur Angebote für Babys gibt.“ Darauf freute sich auch Leona, die vor ein paar Monaten mit ihren Eltern hierher gezogen war. In ihrem alten Dorf gab es kaum etwas für Kinder und Jugendliche. „Nur einen heruntergekommenen Spielplatz. Echt blöd“, wie sie ihrer neu gewonnenen Freundin Eliza erzählt. „Das wär’ doch klasse, wenn die hier was auf die Beine stellen würden.“
Das neue Jugendzentrum sollte in das große alte Fabrikgelände am Rande der Stadt einziehen. Und jeder durfte mitwirken. Alle würden sich an den Wänden mit ihren eigens erdachten Kunstwerken und Sprüchen verewigen können. Hauptsache schön bunt. Geplant waren für den Club außerdem eine Skater-Anlage, ein Riesenspielplatz mit ewig großen Klettergerüsten, ein Basketballplatz und für die Älteren unter ihnen ein eigener Breakdanceraum.
Eine super Idee
„Super!“ Leona und Eliza waren begeistert. Besonders hatte es ihnen die Idee eines großen Bolzplatzes angetan. Mit allem Zipp und Zapp: Pikobello Umkleiden, neue Bälle und eigene Trikots waren geplant. Bisher trafen sich die Kinder der Stadt zum Fußballspielen auf einem verwahrlosten Spielplatz. Aber in dem Sand machte das Bolzen überhaupt keinen Spaß. Es war anstrengend, im Sommer zu staubig, im Winter zu matschig. Da wäre so ein Kunstrasenplatz eine echte Sensation!
Das riecht nach Streit
Um die Ideen der Kinder in Neustadt zu verwirklichen, plante die Stadt einen Vorstand für das Zentrum, an dem sich auch Kinder aktiv beteiligen sollten. Ganz demokratisch durften alle Kinder und Jugendlichen bis Ende März ihren Stimmzettel im Rathaus abgeben. „Spitzenidee“, waren sich Leona und Eliza einig. Nur einer störte: Ben. Ben war der Anführer einer Gang, auch erst vor ein paar Monaten hierher gezogen und unglaublich doof. Da waren sich die beiden Mädchen einig. Ben und seine Bande wollten unbedingt jemanden aus ihrer Gruppe im Vorstand des neuen Zentrums wissen. Am besten noch Ben selbst. Er versprach sich dadurch Vorteile für sich und seine Clique: Zum Beispiel unbegrenzte „Öffnungszeiten“ auf dem Innenstadt-Spielplatz, einen loseren Umgang mit Alkohol bei Festen und überhaupt viele Sachen, die ihm und seinen Freunden Spaß machen würden.
Einschüchterungsversuche
Um das zu erreichen, war Ben nicht eben zimperlich. Er und seine „feinen“ Kumpels versuchten jeden unter Druck zu setzen, der ihnen in die Finger kam. Ob auf dem Pausenhof oder auf dem Sportplatz. Bens Freunde drohten, warnten und versuchten, die Mädchen und Jungen, die wählen durften, einzuschüchtern. Auch Eliza und Leona. Zunächst ließen sich die zwei Mädchen Furcht einjagen, aber dann hat sich Leona bei ihren Eltern und im Netz schlau gemacht und wusste, wie sie es anfangen würde…
Ein echtes Wahlgeheimnis
Als sich die Freundinnen für den Nachmittag vor dem Rathaus verabredeten, war auch Ben da. Drohend baute er sich vor den beiden auf und warnte noch einmal: „Ihr wisst ja, wen ihr zu wählen habt? Wehe, wenn nicht…!“ Gleich als die Freundinnen wieder auf die Straße kamen, hatten sich noch einige Gangmitglieder vor dem Rathaus versammelt und Ben fragte: „Und? Befehl befolgt?“ „Klar“, sagte Leona. „Klar, haben wir dich gewählt. Wir wüssten keinen Besseren.“ Ein paar Schritte weiter, als Ben und seine Freunde nicht mehr in Hörweite waren, flüsterte Eliza ihrer Freundin ins Ohr: „Ehrlich? Hast du jetzt echt den Ben gewählt? Der ist doch ätzend! Und wird bestimmt keine guten Pläne haben.“ Da guckte Leona ein bisschen schief, grinste Eliza an und machte: „Pssssst! Zum Glück gilt ja auch bei dieser Wahl das Wahlgeheimnis. Das eine ist, was man behauptet, das andere, was man macht. Eben ein echtes Geheimnis…!“