Hanisauland: Lexikon @todo: aus Preprocess

Das Drehbuch wurde von der schwedischen Autorin Moni Nilsson verfasst, die auch in Deutschland durch ihre in zwei Teilen verfilmten Kinderbücher über den Jungen „Tsatziki“ bekannt geworden ist. Der norwegische Regisseur Petter Næss, dessen Film „Elling“ vor einigen Jahren auch hierzulande sehr erfolgreich in den Kinos gelaufen ist, konnte für die Regie gewonnen werden. Weil er den Film, der vor dem Hintergrund von Flucht und Migration spielt, speziell für Kinder und nicht für Erwachsene machen wollte, ist die Geschichte aus Azads Perspektive und anhand seiner Gefühlswelt erzählt. Azad fungiert zusätzlich als Off-Erzähler, wodurch seine Gedanken und Gefühle besser nachvollziehbar werden. Das erleichtert gerade den jüngeren Zuschauern die Identifikation mit ihm. Für erwachsene Zuschauer wird sofort deutlich, dass Azad und seine Familie Kurden sind, ein über mehrere Länder des Mittleren Ostens verstreutes Volk ohne eigenen Staat, das seit vielen Jahrzehnten immer wieder verfolgt und unterdrückt wurde. Aber das Kurdenproblem steht nicht im Mittelpunkt und „Hoppet“ will auch kein politischer Film sein.

Gleichwohl zeigt der Film deutlich, was es bedeuten kann, seine Heimat verlassen zu müssen, und wie schwierig es oft ist, sich in der Fremde einzuleben und dort neue Freunde zu finden. In der deutschen Synchronisation gehen leider die damit verbundenen Sprachprobleme, die Azad weitaus besser als die Flüchtlingsfamilie bewältigt, etwas unter. Rundum stimmig wirkt dagegen die Farbdramaturgie, die den Gegensatz der beiden Welten durch warme, helle Farben in der kurdischen Heimat hervorhebt und mit eher kalten, dunkleren Farbtönen im winterlichen Stockholm kontrastiert.

Das eigentliche Thema des Films ist eher universeller Natur und wird von der Drehbuchautorin Moni Nilsson treffend so beschrieben: „Wenn man von seinen Eltern im Stich gelassen wird, Angst hat oder enttäuscht ist, spielt es keine Rolle, ob man ein kurdischer Junge oder ein Mädchen aus Stockholm ist.“ Azad und Tigris wissen nicht, was mit ihren Eltern geschehen ist, warum sich diese nicht melden. In ihrer Verzweiflung werden sie wütend, glauben am Ende gar, die Eltern hätten sie weggeschickt, um sie loszuwerden. In kurzen Nebenszenen verdeutlich der Film, das dies nicht stimmt. Dennoch müssen sich die Brüder in der Fremde selbst zu helfen wissen, eine eigene Lösung für ihre Probleme finden. Azad, der zusätzlich für seinen älteren Bruder sorgen muss, benötigt zwar auch fremde Hilfe, schafft es aber vor allem durch seine Beharrlichkeit und Eigeninitiative, durch seinen unerschütterlichen Glauben, dass sich seine Träume doch noch realisieren lassen. Wie Kajsa Bergqvist möchte er fliegen lernen, Erfolg im Hochsprung haben und natürlich auch seine Eltern wieder finden. Dies ist ihm in einem furiosen Finale vergönnt, das zu einem Happy End auf allen Ebenen wird.

Der im Schwedischen belassene Originaltitel „Hoppet“ bedeutet auf Deutsch sowohl „Sprung“ als auch „Hoffnung“, steht symbolisch für Azads Träume. Es gelingt dem spannend und zugleich humorvoll erzählten Film überzeugend, den Kindern Mut zu machen, ihre Träume nicht aus den Augen zu verlieren, für eine Sache zu kämpfen und dabei die Hoffnung niemals aufzugeben, selbst wenn eine Situation zunächst ausweglos erscheint. Nicht immer muss diese Situation so dramatisch sein wie bei diesem bewegenden Migrantenschicksal, aber Verlassenheitsängste und das Gefühl, auf einmal allein ein Problem bewältigen zu müssen, sind wohl keinem Kind fremd.