- Regie:
- Tomy Wigand
- Land und Erscheinungsjahr:
- Deutschland 2002
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 0 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 6 Jahren
- Länge:
- 114 Minuten
- Kinostart:
- 16. Januar 2003
Jonathan ist schon von acht Internaten geflogen. So glaubt er nicht, es werde ihm nun in Leipzig am Internat des berühmten Thomanerchors anders ergehen. Umso überraschter ist er, dass die Jungen in seinem Schlafsaal, das Organisationstalent Martin, der kleine Uli, der wissbegierige Sohn des Direktors, Kreuzkamm junior, und der nimmersatte Kraftprotz Matz ganz schnell und unkompliziert seine Freunde werden. Und sogar Mona, die Anführerin der "externen" Schüler, die nicht im Internat wohnen und den "Internen" oft üble Streiche spielen, ist ihm offenbar wohlgesonnen.
In einem verlassenen Eisenbahnwaggon, dem Geheimtreff der fünf Freunde, begegnen sie einem geheimnisvollen Fremden - und sie finden das Manuskript zu einem Theaterstück, das sie zu Weihnachten an der Schule aufführen wollen. Unverständlich nur, dass der sonst so nette und verständnisvolle Lehrer Justus Bökh beinahe ausrastet, als er durch Zufall von diesem Plan erfährt. Jonathan ist darüber so sauer, dass er aus Versehen einen Brand in der Schule verursacht. Ihm droht ein Schulverweis und die aufgebrachten Eltern möchten auch Justus Bökh verabschieden. Da wird es höchste Zeit, dass die Schüler zusammenhalten und die Erwachsenen endlich Farbe zu ihren eigenen Jugendsünden bekennen.
Die nach 1954 und 1973 dritte filmische Adaption des über 70 Jahre alten Kinderromans "Das fliegende Klassenzimmer" von Erich Kästner wurde konsequent und selbst in Details stimmig in die heutige Zeit transferiert und beispielsweise um die Figur der Mona erweitert, die auch Mädchen genügend unmittelbare Identifikation ermöglicht. In den vielen Jahren seit Veröffentlichung des Romans 1928 haben sich nicht nur die Internatsstrukturen geändert, auch die lange Abwesenheit des einstigen Schulfreundes von Julius Bökh musste zeitgemäß erklärt werden. So wurde die Handlung nach Leipzig vor den historischen Hintergrund der ehemaligen DDR verlegt, die dem Freiheitsstreben der beiden Freunde enge Grenzen setzte, sodass der eine von ihnen in den Westen floh.
Nicht zufällig erinnert der Film etwas an den "Club der toten Dichter", den sich der junge Regisseur Tomy Wigand zum Vorbild nahm, der mit seinem Debütfilm "Fußball ist unser Leben" bekannt wurde. Justus Bökh ist wie John Keating ein unkonventioneller, sehr verständnisvoller Lehrer, der seinen Beruf liebt und als Erwachsener nicht vergessen hat, wie schwer es mitunter sein kann, erwachsen zu werden.
Die Schulzeit prägt das Leben nahezu aller jungen Menschen. Sie ist mit positiven wie negativen Erfahrungen verknüpft und gehört unverzichtbar zum Erwachsenwerden. Insofern berührt sie sehr viele Zuschauer, die jüngeren wie auch die älteren. Mit einer guten Mischung aus Humor, Spannung und Ernsthaftigkeit ist es dem Regisseur gelungen, solche Erfahrungen realitätsnah, aber auch poetisch in Szene zu setzen und dem Geist Kästners selbst dann treu zu bleiben, wenn dessen Verse in moderne Rap-Musik gekleidet werden. Das zentrale Thema der Freundschaft in der Generation der Jugendlichen und Erwachsenen wird durch glaubwürdige Darsteller differenziert beleuchtet. Und schließlich geben Lehrer und Thomaner ein Vorbild für ein Schulsystem ab, in dem nicht Äußerlichkeiten und reine Wissensvermittlung, sondern Menschlichkeit und Solidarität an erster Stelle stehen.
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